Aus dem Buch „Was ist Hildegard-Medizin? (Helmut Posch):
Salz
„Das Salz ist etwas Gutes“, so steht’s schon in der Bibel.
(Lukas 14,34).
„Schon aus diesem Grunde – so Hertzka – konnte ich mich mit dem Fanatismus für die salzfreie Kost nie befreunden. Auch dann nicht, als man statt salzfrei auf einmal kochsalzfrei sagte oder noch überspitzter: natriumfrei!
Salz ist nun einmal Kochsalz und wer Salz sagt, meint im Hausgebrauch Kochsalz. Nun, heute lenkt man wieder ein und weiß, daß der Körper das Salz braucht. Dieses auf und ab der Meinungen hätte man sich ersparen können und kann es sich weiterhin ersparen, wenn man sich an die gesunde Lehre Hildegards hält.
„Jede Speise soll so (stark) gesalzen werden, daß die Speise zum (Geschmack mehr beiträgt, als das Salz in ihr wahrgenommen wird“.
Mit anderen Worten: Salze so, daß man das Salz eben nicht herausschmeckt. Der Eigengeschmack der Speise muß hervorschmecken, nicht das Salz. Es darf nicht salzig schmecken. Hildegard gibt eine geradezu vorbildliche Schilderung über die Folgen eines zu starken und eines zu schwachen Salzens. Genau wie die berühmte Gerson-Hermannsdorfer-Sauerbruch-Diät vornehmlich so der Lunge dient, die unter einem Salzüberschuß leidet, so schreibt sie schon mehr als 700 Jahre vorher:
Zuviel Salz
„Wer in seinen Speisen zuviel Salz ißt, den macht das innerlich dürr, und das Salz stürzt sich wie Sand auf seine Lunge und trocknet die Lunge aus, weil die Lunge das Feuchte wünscht. Hernach fällt es über die Leber her und beschädigt auch sie, obwohl die Leber stark ist und obwohl sie Salz verarbeitet“. (H. v. B.)
Wir haben zwar schon gehört, daß die Leber durch Alkohol geschädigt werden kann, aber daß es auch einen Salzschaden der Leber gibt, durch Übersalzen, das ist uns neu. Manche Leberschäden, welche dem Alkoholkonsum zugeschrieben werden, könnten auf Kosten des Salzes gehen, weil Trinker auch gern scharf würzen. Die beiden Dinge müßte man noch beobachten. Im folgenden Text warnt Hildegard vor salzloser Kost:
Zu wenig Salz
„Wenn ein Mensch die Speisen ohne Salz ißt, macht es ihn innerlich kraftlos. Salzt er mäßig, dann macht es ihn kräftig und gesund. Durch Feuer getrocknetes Salz (Siedesalz) ist gesünder als Rohsalz (Steinsalz)“. (H. v. B.)
Diese handfeste Regel – salze, doch salze so, daß man das Salz nicht vorschmeckt – bringt die Dinge wieder ins richtige Geleise.Unser Gaumen hat sich durch das Überangebot an würzigen Fertigprodukten wie Salzgebäck, Kartoffelchips, gesalzene Erdnüsse usw. an zu stark gesalzene Speisen gewöhnt. Ich bringe deshalb ein Beispiel zum Vergleich des richtigen und falschen Salzens: Der Brotteig für die Semmeln und Salzstangerln ist am Anfang ein und derselbe und richtig gesalzen. Bei der fertigen Semmel schmeckt das Salz nicht vor. Das Salzstangerl schmeckt sauer, weil auch noch extra Salz darübergestreut wird. Genau um diese Menge Salz wurde zuviel des Guten getan.