gruen-iStock

Ernährungslehre

Jeder Mensch kann täglich aktiv einen Beitrag zur Stärkung der eigenen Gesundheit leisten. Sie müssen dazu „nur“ den Körper mit Lebensmitteln versorgen, die für den Organismus auch wirklich wertvoll sind. Bei der Auswahl der gesunden Lebensmittel ist die Hildegard-Lehre eine verlässliche Hilfe, denn Hildegard von Bingen erkannte die feinstofflichen Qualitäten der Nahrungsmittel und deren gesundheitliche Auswirkungen auf den gesamten Organismus.

Heilwert und Maß

Dabei geht es weniger um eine Vitamin- oder Mineralstofflehre, sondern um die positiven Eigenschaften der Lebensmittel in ihrer Gesamtheit. In der so genannten Subtilitätslehre nach Hildegard werden die Lebensmittel nach ihrem „Heilwert“ für die Menschen eingeteilt. Dabei ist es auch bei gesunden Speisen wichtig, maßvoll zu essen und zu trinken.

Gesunde Lebensmittel

Bohnen, Butter, Dinkel, Edelkastanien (Maroni), Fenchel, Gewürzkekse, Dinkel-Habermus, Hafer, Häuptelsalat (gebeizt mit Dill bzw. Knoblauch oder mit Weinessig und Sonnenblumenöl), Honig (abgeschäumt), Karotten, Kichererbsen, Kürbis und Kürbiskernöl, Mandeln (süße), Meerrettich (Kren), Rettich, Rohrohrzucker (mäßig), Rote Rüben (Bete), Sellerie (gekocht), Sonnenblumenöl, Steinsalz (mäßig), Weinessig, Zwiebel (gekocht).

Gesundes Fleisch (Leber)

Geflügel (Huhn, Pute, Strauß), Lamm, Rind (mäßig), Wild (Hirsch, Reh), Ziege.

Gesunde Fische

Äsche, Bachforelle, Barsch, Dorsch, Hecht, Waller, Wels, Zander.

Gesunde Früchte

Apfel, Birne (gekocht!), Brombeere, Himbeere, Johannisbeere, Kirsche, Kornelkirsche, Maulbeere, Mispel, Quitte, Schlehe, Weintrauben, Zitrone (Orange), Datteln.

Gesunde Getränke

Bier, Dinkelkaffee, Fruchtsäfte verdünnt mit frischem „Bergkristallwasser“, Tee (Fenchel, Hagebutte, Salbei), Wein, Ziegenmilch.

Gesunde Gewürze

Bachminze, Beifuß, Römische Bertramwurzel (Anacyclus pyrethrum), Brennnessel, Brunnenkresse, Diptamwurzel, Enzianwurzel, Fenchel, Flohsamen, Galgantwurzel (Alpinia officinarum), Knoblauch (roh), Krauseminze, Kubeben, Lavendel, Liebstöckel, Lorbeerfrüchte, Melde, Mohn, Muskatnuss, Mutterkümmel, Nelken, Petersilie, Poleiminze, Quendel, Rainfarn, Salbei, Schafgarbe, Süßholzwurzel, Weinraute, Ysop, Zimt.

„Küchengifte“ meiden

Aal, Ente, Erbsen, Erdbeere, fettes Fleisch, Gurken, Hausgans, Heidelbeere, Holunder, Kohl, Krebse, Lauch (Porree), Linsen, Nachtschattengewächse (z.B. Kartoffeln), Olivenöl, Pilze, Pfirsich, Pflaume, raffinierter Zucker, Rispenhirse, Rohkost, Schleie, Scholle, Schweinefleisch*, Weizenweißmehl, Wurst.Bei schweren Krankheiten (z. B. Krebs) sollte generell auf tierisches Eiweiß verzichtet werden.

Die erste Mahlzeit

Nach Hildegard von Bingen beginnt ein guter Tag mit einer warmen Mahlzeit, „damit der Magen warm wird.“ Schon die erste Mahlzeit entscheidet darüber, wie der Magen über den weiteren Tagesverlauf seine Funktion ausüben kann. Die Unsitte, kalte Joghurts bzw. kalte Fruchtsäfte zum Frühstück zu genießen, schadet dem Magen über den gesamten Tag. Mit einer warmen Frühstücksmahlzeit muss der Magen erst einmal auf „Betriebstemperatur“ gebracht werden. So können über den Tag dann auch kalte Gerichte besser vertragen werden. Sehr gut eignet sich als Startmahlzeit getoastetes Dinkelbrot und Dinkelkaffee (Fencheltee) oder das am Herd erwärmte Fruchthabermus.

Mittags frühstücken

Der guten Verdauung wegen rät Hildegard allerdings, das Frühstück möglichst spät einzunehmen.

„Einem körperlich gesunden Menschen ist es gut und heilsam für eine ordentliche Verdauung, dass er sich des Frühstücks enthält bis kurz vor Mittag oder um Mittag herum.“ (HvB)

Nur Kranke und Schwache sollen gleich am Morgen frühstücken, damit sie wieder zu Kräften kommen. Völlig gesunde Menschen können auf das Frühstück bedenkenlos verzichten und erst zu Mittag die erste warme Mahlzeit zu sich nehmen.

Tipp: Genießen Sie vor dem Frühstück Fenchelkörner (Fenchel-Tabs), dies bereitet eine gute Verdauung und erfrischt den Atem.

Maßvolles Trinken

Hildegard empfiehlt, zu den Mahlzeiten auch regelmäßig zu trinken, jedoch nicht zu viel, denn dadurch wird eine „stürmische Überschwemmung“ der Körpersäfte ausgelöst und die guten Säfte werden im Körper (zu sehr) verdünnt.

Dabei gilt Wasser allein nicht unbedingt als ein gesundes Getränk (siehe Gesunde Getränke)

Rohkost belastet

Weiters rät Hildegard von „nicht zurecht gemachten Speisen“ in Form von „Rohkostgerichten“ ab. Sie empfiehlt, die Speisen zu kochen, zu garen oder zu braten. Durch die Hitzeeinwirkung gehen Vitamine zwar teilweise „verloren“, doch andere sehr wichtige Vitalstoffe werden dadurch für den Körper besser verwertbar und verfügbar gemacht.

Grundnahrungsmittel

Statt Rübenzucker sollte Rohrzucker verwendet werden, Honig gilt bei Hildegard als Heilmittel (in Rezepturen) und nicht zum Süßen von Speisen. Bei der Dosierung von Salz sollte der Geschmack des Salzes nie den der Speise übertreffen. So wird der Geschmack des einzelnen zum Maß für seinen Salzbedarf. Ähnlich verhält es sich mit der Verwendung von Weinessig, der laut Hildegard zu allen Speisen dazu gegeben werden kann. Wie verhält es sich mit dem Fett? Butter und Butterschmalz sollten statt anderen tierischen Fetten zum Einsatz kommen, kalt gepresstes Sonnenblumenöl und Kürbiskernöl eignen sich hervorragend für Salate. Zu meiden sind: Raps-, Distel- und Mohnöl, Olivenöl wird laut Hildegard nur für medizinische Zwecke verwendet. Bei der Milch von der Kuh sind die Butter und das Schlagobers am wertvollsten. Die Milch selbst aber bevorzugt Hildegard von der Ziege, ebenso Käse und Topfen von der Ziegen- oder Schafmilch.
Bei den Eiern werden weich gekochte als bekömmlicher als hart gekochte bezeichnet, während Hildegard betont: „Einem Kranken aber taugen weder weiche noch harte Eier zum Essen.“

Was der Dinkel unter den Kornarten ist, ist die Edelkastanie (Maroni) bei den Bäumen, der Fenchel unter den Gemüsearten und die Kicher- erbse bei den Hülsenfrüchten. Natürlich spielt auch die Auswahl des richtigen Fleisches eine Rolle. Hildegard gibt vorweg eine allgemeine Richtung an:

„Jene Tiere die andere fressen und von verdorbener Nahrung sich ernähren und auch in der Nachkommenschaft viele Junge bekommen, wie etwa der Wolf, der Hund oder das Schwein, widersprechen der menschlichen Natur genauso wie die Unkräuter. Das Vieh aber, das reine Nahrung frisst, z.B. Gras und ähnliche Weidekräuter, und auch in der Nachkommenschaft nicht viele Junge hat, ist für den Mensch gut zu Essen, wie gute und nützliche Heilkräuter. Aus beiden Arten von Tieren kann man aber Heilmittel gewinnen.“

Wir sehen aus diesen Ausführungen Hildegards, worauf bei der Auswahl des richtigen Fleisches Wert zu legen ist. Es sind völlig andere Gesichtspunkte, als man sie sonst kennt.