Fenchel

Aus dem Buch „Was ist Hildegard-Medizin?“ (Helmut Posch)

Fenchel (Foeniculum vulgäre)

»Fenchel schadet roh gegessen einem Menschen nicht.
Wie immer man ihn genießt, macht er den Menschen
fröhlich, gibt ihm eine schöne Farbe, einen angenehmen
Geruch und gute Verdauung«. (H. v. B.)

Das vom Fenchel allgemein Gesagte, und zwar auch
vom grünen Fenchel und vom Fenchelkraut, gilt selbst-
verständlich auch vom Fenchelsamen. Mit einem Satz
prägt Hildegard die markanten Merkmale eines kernge-
sunden Menschen:

Strahlend fröhlich, angenehm duftend und gut ausse-
hend wie eine goldbraune Badenixe auf der Titelseite
eines Reisekataloges. Ein Wunschtraum vieler Menschen.
Dieser Hauch von paradiesischer Gesundheit ist den
meisten ebenso fern wie der Palmenstrand im Hinter-
grund des Mannequins.

Im grauen Alltag sieht man mehr Leute mit fahlen Ge-
sichtern und hölzerner Miene als fröhliche mit gesun-
dem Teint. Hinter aufdringlichem Parfumduft und dem
Eau de Cologne wird über so manches Unbehagen hin-
weggetäuscht. Vielen hilft auch die sorgfältigste Mund-
hygiene nur in den Morgenstunden.

Unser Zaubermittel für Frohsinn, gesunden Teint, fri-
schen Atem, angenehmen Duft und gute Verdauung
heißt – Fenchel! Wir sollten ihn wie Gold verehren, denn
er ist goldeswert:

»Wer Fenchel oder dessen Frucht nüchtern täglich ißt,
dem mindert er böse Schleimstoffe und Fäulnisherde,
vertilgt den üblen Geruch des Atems und macht seine
Augen hell blinkend durch seine gute Wärme und edlen
Kräfte…« (H.v. B.)

Wir sollten uns angewöhnen, gleich nach dem Zähneputzen
(mit kaltemWasser) soviele Fenchelkörner zu essen, als man
mit drei Fingern halten kann. Wer sich daran einmal gewöhnt
hat, möchte sie nicht mehr missen. Dann bestätigen
sich auch die Verheißungen Hildegards. Es ist, als bre-
chen Sie ein paar Fenster aus den Wänden: Es kommt
mehr Licht herein, alles wird heller, freundlicher und
schöner. Die gute Laune fällt nicht mehr auf einen
Sonntag, sondern wird zu Ihrem ständigen Begleiter.
Wenn wir durch fleißiges Fenchelkauen Fenster in die
Wände schlagen, dann geht der Arzt bei der Tür hinaus.
Dieser Fenchel ist eines unserer besten
Vollwaschmittel: Da gehen selbst die stärksten Schmutz-
flecken raus.

Unterschätzen wir folgende Hildegard-Stelle nicht: . . .
»dem mindert er böse Schleimstoffe und Fäulnisherde…«

Der Vorgang wird mit dem Entstehen von fauligem
Schlamm in den Tümpeln und Pfützen der Überschwem-
mungsgebiete verglichen. Diese Stoffe entziehen sich
den gewöhnlichen Ausscheidungsvorgängen des Stoff-
wechsels, wie auch über die Ufer gespülter Schlamm
nicht mehr in das Flußbecken zurückkehrt. Die Keime
haben zwar keine Angriffsgewalt, sind aber auch nicht
tot, sondern arbeiten und vermehren sich. Man kann das
in Wasserlachen beobachten, wie langsam Leben
daraus wächst. Unter bestimmten Bedingungen können
diese Keime virulent werden: Es entstehen schwere
Krankheiten. Eine dieser Art ist z. B. Krebs. Aber auch
harmlosere wie Eiterherde, chronische Nebenhöhlenentzün-
dungen und dergleichen sind damit gemeint. Fenchel
mindert den bösen Schleim und die Fäulnisherde.
Davon befreit zu sein, ist schon eine Menge wert.

Ich gehe sogar soweit zu sagen, daß jene, die täglich
nüchtern Fenchel kauen, nicht so leicht, wenn über-
haupt, an Krebs erkranken. Den nötigen Zusammenhang
dazu finden Sie im Kapitel Praekancerose.
Viele Hildegard-Freunde kauen bereits fleißig Fenchel.
Welche Erfahrungen sie dabei machen, erfahren wir in
Briefen wie diesem:

»Meine Tochter hat auch angefangen – so wie ich – Fenchelkömer morgens zu
kauen. Ich muß schon um fünf Uhr früh zur Arbeit. Das heißt um 4 Uhr
aufstehen. Zuerst spüle ich mir den Mund mit kaltem Wasser und putze mir
die Zähne. So früh esse ich noch nichts. Aber ich kaue meine Fenchelkömer.
Um halb 9 Uhr habe ich Pause zum Frühstücken. Bis dahin habe ich wunder-
bar Zeit für meine Fenchelkömer. Ab und zu stecke ich mir ein paar davon in
den Mund.

Manchmal spüre ich es richtig, wie die Fenchelkömer ein so recht fröhliches
Gemüt machen. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühle mich davon so
richtig fröhlich und frei. Ich habe dann so ein frohes Gefühl in mir, daß ich
mitten in der Arbeit ein Vaterunser bete und Gott danke, daß Er mir die
Hildegard-Medizin gezeigt hat. Es ist wirklich wunderbar, was für ein inner-
lich frohes Gemüt man von den Fenchelkörnern bekommt. Es braucht ja keiner
zu merken, man kann ja still für sich auch bei der Arbeit mit Gott sprechen…«

Einem Fernfahrer aus dem Ort gab ich einmal den Rat,
bei den langen Fahrten zwischendurch Fenchel zu
essen. Er tat es und macht’s noch immer. Als wir uns
wieder einmal begegneten erzählte er mir, wie begeistert
er davon inzwischen sei. Die ganze Fahrerei habe ihn
vorher viel mehr angestrengt, jetzt mache es ihm so
richtig Spaß. Statt Kaugummi kaut er Fenchel. Mir fiel
übrigens auf, wie gut er aussah, und ich meinte, er fahre
oft in den Süden. »Nein, das macht wohl der Fenchel«,
war seine Antwort.

Fenchel als Gemüse

Fenchel schadet roh gegessen nicht. Das wäre etwas für
die Rohköstler! Auch wir Fleischkonsumenten können
uns zur Abwechslung einmal einen Fenchelsalat zube-
reiten. Wer Knollenfenchel im Garten hat, kann sich eine
prächtige Fenchel-Gemüsesuppe anstelle der ungesun-
den Lauch (Porree)-Suppe machen. Ähnlich einer Dill-
sauce machen wir auch eine Fenchelsauce usw. Hier
steht dem Erfindergeist einer guten Köchin nichts im
Wege, Ob es eine Gemüsesuppe oder faschierte Laib-
chen gibt: Im richtigen Maße darf Fenchel überall dabei
sein.