Salbei

Aus dem Buch “Was ist Hildegard-Medizin? (Helmut Posch):

Salbei (Salvia officinalis)

Darüber waren sich bisher alle Naturheilkundigen einig: Ein Salbei-
stock gehört in jeden Garten.

»… Er wächst mehr aus Sonnenwärme als Erdfeuchte und nützt gegen
kraftlose Säfte, weil er trocken ist. Roh und gekocht ist er dem gut zu
essen, welchen schädigende Säfte erschöpfen, da er diese aufzehrt«.

Ist es Ihnen aufgefallen?:

Roh und gekocht ist er gut zu essen! Denken wir bei den Kräutern, ins-
besondere bei Salbei nicht immer zuerst an Tee, an Salbeitee zum
Spülen? Nein, essen sollten wir ihn. Roh oder gekocht,
wenn uns schädigende Säfte erschöpfen. Ja, was ver-
steht Hildegard unter schädigenden Säften? Vermutlich
Stoffwechselerkrankungen wie Rheuma und Gicht.

Sicherlich sind auch bei Hautleiden »schädigende Säfte«
am Werke, ebenso bei üblem Atemgeruch und Verschlei-
mungen. Es kann jedenfalls nicht schaden, so hin und
wieder beim Spaziergang durch den Garten ein paar
Salbeiblätter zu verspeisen. Im Winter essen wir die ge-
trockneten Blätter pulverisiert auf Brot. Und da er roh
und gekocht gut ist, darf die Mutti auch beim Sonntags-
braten oder wo immer es gerade paßt, den Salbei mit-
kochen.

Salbei gegen Rheuma und Gicht

»Wenn der Kranke gichtig ist, also fast lahmt, koche
Salbei in Wasser und trink’s. Es mindert Säfte und
Schleim in ihm. Denn seine durch Wasser gemaßte (ab-
gestimmte) Wärme behebt Lahme im Menschen«.

Siehe da, Hildegard verordnet Tee. Das kommt wahrlich
selten vor. Nicht überbrühen, nicht kalt ansetzen und
ängstlich fragen, darf’s auch ein wenig sieden? Nein:
Kochen, richtig gekocht soll das Kraut werden. Dann
haben wir ein Heilmittel gegen Gicht, Blasenreizung und
unfreiwilligen Urinabgang:

Salbei gegen Urinbeschwerden

»Wer seinen Harn infolge Magenkälte nicht zurückhalten
kann, koch Salbei in Wasser, seih ab und trink ihn oft
warm und er wird geheilt«. (H. v. B.)

Vorsichtshalber erwähne ich, daß es sich hier nicht um
das Prostataleiden sondern um die »entgegengesetzte«
Krankheit handelt: Um Bettnässen und Harndrang.
Das kann bei Männern, bei Frauen und bei Kindern vor-
kommen. Manchmal genügt schon ein zu kaltes
Getränk, um diesbezüglich in Verlegenheit zu kommen.
Der Magen »erkaltet«, die Magen-Darmschranke bleibt
»offen« und man »muß« so oft. Dann trinke Salbeitee.

Bisher hatte ich erst einmal die Gelegenheit, Salbeitee
gegen diesen Harndrang zu empfehlen. Bei jenem Be-
kannten erfolgte die Wirkung sehr rasch. Nach ein paar
Tagen Salbeitee war das quälende Verhalten, Tröpfeln
und Zwicken wieder vorbei. Dieses muß nicht gerade an-
genehm sein, denn der Mann war heilfroh das Leiden so
rasch wieder losbekommen zu haben.