„Der Roggen ist warm, aber doch kälter als der Weizen, und er hat viele
Kräfte. Das aus ihm bereitete Brot ist für gesunde Menschen gut und macht
sie stark. Und für jene ist es gut, die fettes Fleisch haben, weil es ihr Fleisch
mindert, aber dennoch macht es sie stark. Aber für jene, die einen kalten
Magen haben und dadurch sehr entkräftet werden, ist (er) nachteilig, weil
ihre Schwäche ihn nicht zur Verdauung bewältigen kann, und daher bereitet
er viel Sturm in ihnen, weil sie ihn kaum verdauen können.
Wer aber Furunkel an seinem Körper hat, welcher Art sie auch
sind, lege Roggenbrot, das am Feuer gewärmt worden ist oder warm vom
Ofen gebracht und gebrochen wird, auf die Furunkel und die Wärme der
(Roggenbrot-) Kräfte verzehrt sie und lässt sie verschwinden.
Und wenn jemand die Krätze auf dem Kopf hat, pulverisiere er die Kruste des
Roggenbrots und streue das Pulver dort darauf, weil es dieses Übel weg-
nimmt. Und nach drei Tagen salbe er diese Stelle mit Olivenöl, weil dieses
warm ist und heilt. So mache er es, bis er gesund wird.
Und wenn Krebse, nämlich dünne Würmlein, das Fleisch des Menschen zernagen,
lege er warme Brotkrümel auf. Und das tue er oft und sie werden durch die
Wärme (des Brotes) zugrunde gehen.“ Hildegard von Bingen